Ausstellungen

2012

Fotografie und Videokunst
aus der Sammlung des Kunstmuseums


Regine Schumann
Jump
Lichtrauminstallationen


Margret Eicher
Sex & Crime
Über die Bildmuster öffentlicher Erregung


Jürgen Stimpfig
Interieur mit Totenkopfstehlampe


Ulrike Rosenbach
Last Call für Engel
Videoinstallation


Expressionisten
aus der Sammlung Dr. Alfred Gunzenhauser Chemnitz

Ausstellungen 2012

Fotografie und Videokunst
aus der Sammlung des Kunstmuseums

Parallel zum Ausbau seiner bekannten Picasso-Sammlung hat das Kunstmuseum Heidenheim in den letzten 16 Jahren auch eine kleine, bisher noch nie gezeigte Sammlung mit zeitgenössischer Foto- und Videokunst aufgebaut. Möglich wurde diese Sammlung, für die nur bescheidene Ankaufsmittel zur Verfügung standen, hauptsächlich durch die Mitgliedschaft des Museums in der Griffelkunstvereinigung Hamburg. Dies ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, seinen Mitgliedern zeitgenössische Fotografie und Druckgraphik zu günstigen Preisen anbieten zu können. Dadurch konnte das Kunstmuseum in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Fotoarbeiten ankaufen, die einen interessanten Einblick in die Fotografie und Fotokunst des 20. Jahrhunderts erlauben. Das Spektrum reicht dabei von der Schwarzweißfotografie der 1920er und 1930 Jahre mit Werken von Moholy-Nagy, Hans Finsler und Karl Blossfeldt, über Aufnahmen von Wols, Christian Schad, Andreas Feininger und Chargesheimer bis zu Fotoserien zeitgenössischen Künstlern wie Günter Förg, Anna und Bernd Blume, Boris Michailov oder Thomas Struth. Hinzu kommen vereinzelte Ankäufe von Videokunst aus den Ausstellungen des Kunstmuseums, darunter Bänder von Fischli/Weiss, Pippilotti Rist und der Heidenheimerin Michaela Schweiger.

 

Regine Schumann
Jump
Lichtrauminstallationen

Leuchtende Farbobjekte und glimmende Linienmuster, die mit ihrem buntem Licht dämmerige Räume magisch erhellen und strukturieren – dies sind die signifikanten Kennzeichen der Lichtkunst von Regine Schumann. Seit zwanzig Jahren arbeitet die Kölner Künstlerin mit fluoreszierenden Werkstoffen, die sie vermittels Schwarzlicht zum Glühen bringt. Verhäkelte Plastilightschnüre, farbiges Acrylglas und Lumiluxpigmente auf Aluminium sind dabei ihr Arbeitsmaterial, das siemeist in der geometrischen Formensprache der Minimal Art verwendet. Die geometrische Strenge ihrer Kompositionen wird jedoch durch das fluoreszierende Licht und die bunten Farben so weit gemildert, dass letztendlich Lichträume von schwebend leichter und verführerischer bunter Sinnlichkeit entstehen. Im Kunstmuseum wird Regine Schumann mit Jump eine besonders dynamische Installation aus geschwungenen Acrylglasplatten zeigen.

 

 

Margret Eicher
Sex & Crime
Über die Bildmuster öffentlicher Erregung

Sex & Crime sind die zentralen Inhalte aller gesellschaftlichen Skandale und der mit ihnen verbundenen öffentlichen Erregung, die heute systematisch von den Medien kultiviert wird. Man denke hier nur an die jüngsten Skandale um die vermeintlichen oder mutmaßlichen Verfehlungen eines Dominique Strauss-Kahn oder Christian Wulf.
Die medialen Bildmuster, die mit derartigen öffentlichen Erregungszuständen verbundenen sind, untersucht die Mannheimer Künstlerin Margret Eicher in ihrer Ausstellung Sex & Crime. Dabei beschäftigt sie sich mit der öffentlichen Erregung über die Finanzkrise ebenso, wie mit bewusst skandalisierender Werbefotografie oder der Homophobie religiöser Institutionen. Für ihre Auseinandersetzung mit diesen Bildmustern arbeitet sie mit monumentalen Bildteppichen, wie sie seit dem Mittelalter in höfischen Gesellschaften zur Repräsentation und Bildpropaganda genutzt wurden. Auf diesen Tapisserien stellten Fürstenhäuser ihre Größe und Macht dar und beschworen damit ihren Herrschaftsanspruch. So gesehen kann man die barocken Wandteppiche als die Vorläufer der modernen Bildmedien betrachten, die heute mit ihren inszenierten Bildern vermeintliche oder tatsächliche Skandale anprangern. Durch die Transformation dieser modernen Bilder in die Bildsprache barocker Tapisserien macht die Künstlerin mit viel Sinn für Humor, aber auch mit schneidender Kritik die Stereotypen unserer Medien- und Bilderwelt sichtbar und reflektierbar.

 

Jürgen Stimpfig
Interieur mit Totenkopfstehlampe

In seinem neuesten Werkzyklus beschäftigt sich der Heidenheimer Bildhauer und Zeichner Jürgen Stimpfig, der seit 30 Jahren in Paris lebt, erstmals mit Malerei. Dabei nähert er sich dem für ihn neuen Genre vollkommen respektlos: Spontan arbeitend und mit bewusst einfacher Formensprache setzt er sich mit den großen Themen der Malerei wie Akt,
Selbstportrait oder Atelierdarstellungen auseinander. Ergänzt durch wilde Bildmotive wie Hunde, Wölfe oder Totenkopfstehlampen interpretiert er diese altbekannten Themen der Malerei so unerwartet, dass sie erfrischend neu und unverbraucht auf den Betrachter wirken.

 

Ulrike Rosenbach
Last Call für Engel
Videoinstallation

Ulrike Rosenbach, eine Pionierin der Videokunst in Deutschland, realisierte 1996 die Videoinstallation Last Call für Engel, die sie eigens für den großen Ausstellungsraum des Kunstmuseums konzipiert hatte. Die Künstlerin setzt sich in der Installation mit der Ekstase als elementarer menschlicher Äußerungs- und Erlebnisform auseinander; einem Thema, das sie seit fast drei Jahrzehnten beschäftigt. Im Zentrum der Videoskulptur steht die Gestalt einer geflügelten weiblichen Figur mit Rute aus der Villa dei Misteri in Pompeij, die aus heutiger Sicht an einen Engel erinnert. Der Erwerb dieser Videoskulptur ist für das Kunstmuseum nun Anlass, Last Call für Engel nach über 15 Jahren noch einmal zu präsentieren. Ergänzt wird die raumfüllende Arbeit durch weitere Highlights aus der Fotografie- und Videosammlung des Museums.

 

Expressionisten
aus der Sammlung Dr. Alfred Gunzenhauser Chemnitz

Vor hundert Jahren wurden sie als Dilettanten beschimpft und ihre Bilder in Ausstellungen bespuckt. Heute gelten sie als die Begründer der Moderne und ihre Bilder als Meisterwerke: die Expressionisten. Mit dem Blauen Reiter in München und der Brücke in Dresden formierten sich vor dem 1. Weltkrieg zwei expressionistische Künstlervereinigungen, die mit ihrer bewusst vereinfachenden Malweise den bis dahin herrschenden Bildbegriff umstürzten, unser Kunstverständnis bis heute nachhaltig veränderten und damit nicht nur einen spezifischen deutschen Beitrag zur Moderne leisteten, sondern auch die rasante Entwicklung der modernen Kunst nach dem 1. Weltkrieg initiierten.
In der Ausstellung Expressionisten präsentiert das Kunstmuseum Heidenheim bisher selten gezeigte Werke der Münchener Künstler Alexej von Jawlensky und Gabriele Münter sowie der Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Zusammen mit Bildern von Paula Modersohn-Becker und Lovis Corinth, die mit ihrer Malerei die Grundlagen für den deutschen Expressionismus legten, umfasst die Ausstellung über 70 Ölbilder, Zeichnungen und Graphiken.
Sämtliche Werke stammen aus dem Museum Gunzenhauser Chemnitz, das erstmals Teile seiner Sammlung außerhalb von Chemnitz zeigt. Anlass für diese spektakuläre Ausleihe war der Wunsch des Museumsstifters Dr. Alfred Gunzenhauser, Teile seiner Sammlung in seiner Geburtsstadt Heidenheim zu präsentieren. Parallel zur Ausstellung der Expressionisten werden in zwei neu geschaffenen Räumen erstmals jene 34 Werke dauerhaft zu sehen sein, die Dr. Gunzenhauser dem Kunstmuseum Heidenheim im Jahr 2009 stiftete. Neben einigen Bildern mit lokalem Bezug umfasst die Schenkung Gunzenhauser repräsentative Werke von Horst Antes, Willi Baumeister, Otto Dix, Paul Klee u. a.

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