Ausstellungen

2009

geschenkt + gekauft
Erwerbungen des Kunstmuseums und seines Förderkreises


Nezaket Ekici
Umgestülpt – Performance und Installationen
Video- und Fotoarbeiten


Thomas Heger
Lichtläufer/Malerei


Schenkung Gunzenhauser


George Grosz
Misanthrop, Klassenkämpfer, Moralist

Ausstellungen 2009

geschenkt + gekauft
Erwerbungen des Kunstmuseums und seines Förderkreises

Vor 25 Jahren wurde der Förderkreis städtische Kunstsammlung e. V. von engagierten Bürgerinnen und Bürgern mit dem Ziel gegründet, in Heidenheim ein Kunstmuseum zu eröffnen. Schon fünf Jahre später wurden die Bemühungen des Förderkreises vom Erfolg gekrönt: 1989 eröffnete das städtische Kunstmuseum Heidenheim im ehemaligen Volksbad der Stadt seine Pforten. Seitdem sind sowohl das Museum als auch dessen Sammlung beträchtlich gewachsen. Überregional bekannt ist Heidenheim heute besonders für seine Picasso Plakate- und Druckgraphiksammlung, die seit 2001 in eigenen Dauerausstellungsräumen, der Hermann Voith Galerie, gezeigt wird.
Weniger bekannt ist dagegen der zweite Sammlungsschwerpunkt des Museums mit moderner und zeitgenössischer Kunst aus der Region. Ihr ist die Ausstellung geschenkt + gekauft gewidmet, die anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Förderkreises und des 20-jährigen Bestehens des Kunstmuseums vom 21. Februar bis 19. April 2009 gezeigt wird. In dieser Ausstellung werden erstmals die wichtigsten regionalen Erwerbungen und Stiftungen der letzten 25 Jahre gemeinsam und exemplarisch präsentiert. Kunstinteressierte Bürgerinnen und Bürger dürfen sich also freuen auf die Begegnung mit Bildern, Zeichnungen, Graphiken und Plastiken von regional, aber auch überregional bekannten Künstlerinnen und Künstlern wie Albrecht Briz, Beate Gabriel, HAP Grieshaber, Thomas Heger, Erich Herter, Linde King-Lichtwer, Friedrich Kleinheinz, Lars Maurmaier, Rolf Nesch, Otto Neubrand, Franklin Pühn, Horst Pommerenke, Karl Preiss, Hans Schweiger, Jürgen Stimpfig und vielen anderen.

 

Nezaket Ekici
Umgestülpt – Performance und Installationen
Video- und Fotoarbeiten

Umgestülpt lautet der programmatische Titel dieser Ausstellung, in der die Performancekünstlerin Nezaket Ekici verschiedene Dinge auf den Kopf stellt, von Innen nach Außen wendet, umkehrt oder in ihr Gegenteil verwandelt.

Eröffnet wird die Schau mit einer Performance, in der die Künstlerin Kopf-Über von der Decke hängt. Dabei trägt sie ein überdimensionales, umgestülptes weißes Kleid und dreht sich um die eigene Achse. Die Drehung, die dem Tanz der Derwische nachempfunden ist, wird von einem Chor a capella mit eigens komponierter Musik begleitet, wodurch eine mystische Stimmung erzeugt wird, die auf den eigentlichen Gehalt der Sufi-Kultur verweist: Die Liebe zu Gott als Mittelpunkt der Welt. Umgestülpt wird mit der Performance nicht nur der traditionelle Tanz, sondern auch dessen Inhalt, denn in der Derwisch-Kultur ist Frauen dieser Tanz verboten. Die Hängung Über-Kopf und das umgestülpte Kleid stellen somit die Welt auf den Kopf und proklamieren damit eine andere Welt, in der es auch Frauen gestattet ist, die unio mystica mit Gott zu suchen. Im Moment ihrer Aufführung stellt die Heidenheimer Performance ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Kleidung, Körperbewegung und szenischer Inszenierung dar, von dem nach der Aufführung nur die gegenständlichen Relikte als szenische Inszenierung, d. h. als Installation, übrig bleiben. Die aktuelle Installation, die als Relikt der Performance stehen bleibt, wird in der Ausstellung durch weitere Installationen, Videos und Fotoarbeiten ergänzt, die auf thematisch vergleichbare Performances der Künstlerin zurück gehen. So zeigt z. B. die Fotoarbeit Madonna (2008) Kerzen, die Kopf-Über hingen und von der unter ihnen stehenden Künstlerin entzündet wurden, wodurch das heiße Kerzenwachs auf sie heruntertropfte. In Tube (2008) trug Nezaket Ekici ein viel zu enges und zu langes Schlauchkleid und in Atropos (2006) standen ihr buchstäblich die Haare zu Berge, weil 100 Haarstränen mit straff gespannten Seilen an Decke und Wänden fixiert waren. In der dazugehörigen Performance befreite sich die Künstlerin aus deren Gefangenschaft, indem sie ihre eigenen Haare abschnitt.

 

Thomas Heger
Lichtläufer/Malerei

Thomas Heger entwickelt seine Malerei auf der Grenze zwischen Abstraktion und Abbildung, in dem er freie Farbflächen und Linien mit gegenständlichen Darstellungen kontrastiert und zugleich verwebt. Als gegenständliche Motive dienten ihm bisher alltägliche Dinge wie Gläser und Vasen, die er in flächige Bildmuster wie Farbstreifen, Farbgitter oder Farbraster einband. In seinen jüngsten Arbeiten, die erstmals im Kunstmuseum Heidenheim gezeigt werden, treten nun neue Bildelemente hinzu: Passanten und Landschaftsandeutungen erweitern das Motivrepertoire und die Ausdrucksmöglichkeiten seiner Bilder.

 

Schenkung Gunzenhauser

Mit der Eröffnung des Museums Gunzenhauser im Dezember 2007 wurde bundesweit bekannt, dass der Münchner Galerist Dr. Alfred Gunzenhauser eine der bedeutendsten Kunstschenkungen der letzten Jahre in Deutschland gemacht hatte. Bereits 2003 hatte er der Stadt Chemnitz seine umfangreiche Sammlung deutscher Kunst des 20. Jahrhunderts gestiftet. Doch diese Stiftung sollte nicht die einzige Schenkung des gebürtigen Heidenheimers bleiben, denn im Dezember 2008 fasste er den Entschluss, auch seiner Geburtsstadt Heidenheim eine Schenkung zu übereignen. Diese umfasst 29 Ölbilder, Zeichnungen und Graphiken, die sich in zwei Gruppen unterteilen lassen: Zum einen Werke mit Heidenheimer Motiven, welche die Stadt und die sie umgebende Landschaft zeigen, zum anderen exemplarische Werke von namhaften Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Adolf Hoelzel, Paul Klee, Otto Dix, Willi Baumeister, Johannes Grützke oder Horst Antes. Mit seiner Schenkung trägt Dr. Alfred Gunzenhauser zur willkommenen Erweiterung der Heidenheimer Kunstsammlung bei. War diese bisher auf Picassos Plakatkunst und graphisches Schaffen sowie auf Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region fokussiert, so kommen nun Bildwerke bekannter deutscher Künstler des 20. Jahrhunderts hinzu.

 

George Grosz
Misanthrop, Klassenkämpfer, Moralist

Vom 19. September bis 13. Dezember 2009 präsentiert das Kunstmuseum Heidenheim über 150 Zeichnungen und Graphiken von George Grosz, der wie kein zweiter Künstler mit seinen satirisch überspitzten Zeichnungen unser Bild von der Weimarer Republik geprägt hat.

1893 in kleinbürgerlichen Verhältnissen geboren, ermöglicht ihm sein Talent ein Kunststudium in Dresden und Berlin. 1914 gehört er zu den wenigen Deutschen, die den Krieg ablehnen. Dennoch wird er eingezogen, jedoch schon wenige Monate später als dienstuntauglich entlassen. In dieser Zeit wandelt sich Grosz vom unpolitischen Künstler zum Misanthropen, der im Wahnsinn des Krieges den allgemein-menschlichen Hang zur Brutalität zu erkennen meint.

Unter dem Eindruck der revolutionären Zustände im Winter 1918/19 wird aus seiner menschenfeindlichen Einstellung klassenkämpferische Parteinahme. Die Morde und Massaker an revolutionären Soldaten und Arbeitern, die den Krieg beenden und bessere Lebensverhältnisse fordern, treiben ihn zu satirischen Bildfindungen, die in ihrer Bissigkeit bis heute unübertroffen sind. Mit spitzem Strich karikiert er alle jene Gesellschaftsgruppen, die aus seiner Sicht für den Krieg mitverantwortlich sind:

Das Militär, das die Aufstände niederschlägt; die SPD, die dies politisch legitimiert; die Kirche, die dem Krieg ihren Segen gibt; die Klassenjustiz und die Kriegsgewinnler – und natürlich all jene Kapitalisten, welche die Arbeiter gnadenlos ausbeuten. So wird Grosz zum bekanntesten Satiriker seiner Zeit.

Als mit der Stabilisierung der Weimarer Republik um 1922 der Traum von der Revolution ausgeträumt ist, wird aus dem bissigen Satiriker ein milder Moralist, der seinen Frieden mit den herrschenden Verhältnissen macht. Nun schildert Grosz das deutsche Alltagsleben zwischen kleinbürgerlicher Behäbigkeit und großbürgerlicher Unmoral.Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten geht auch diese Phase zu Ende. Grosz muss in die USA immigrieren, wo seine letzten politischen Karikaturen gegen die Nationalsozialisten entstehen. In den USA, die er seit seiner Jugendzeit als Sehnsuchtsland empfand, wandelt er sich erneut. Das amerikanische Alltagsleben schildert er nun unkritisch und er wendet sich gesellschaftsfernen Themen wie Landschaftsbildern und Aktdarstellungen zu.

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