Kleiner Wechselausstellungssaal

Daniel Beerstecher

Ein Platz in der Welt

9. November 2024 – 16. Februar 2025

Daniel Beerstecher (*1979 in Schwäbisch Hall) widmet sich in seinen Arbeiten der Frage des Platzes vom Menschen in der Welt. Diese behandelt er durch internationale Reiseperformances, Installationen und durch besondere Projekte. Wiederkehrendes Thema seiner Werke ist die Verbindung vom Menschen zur Natur. Diese wird vom Künstler als gestört oder entfremdet empfunden, da wir in der heutigen, schnelllebigen und zunehmend digitalisierten Zeit kaum mehr intensive Naturwahrnehmungen erfahren können. Diesem Missverhältnis begegnet Beerstecher mit Projekten, in denen das intensive, bewusste und entschleunigte Erleben in den Fokus gerückt wird.

Bezeichnend für diesen Ansatz ist seine Videoperformance „Walk in Time“, der erste „Slow Walk Marathon“ in der Geschichte. Über 60 Tage hinweg lief er rund 42 Kilometer. Durch die bewusst langsame Fortbewegung lief er nur circa 120 Meter pro Stunde. Hinter der Performance steckt die Erkenntnis unserer gestressten Wahrnehmung. Denn je schneller man sich bewegt, desto weniger nimmt man von seiner Umgebung wahr. Das Gehirn kann rund 50 Prozent mehr periphere visuelle Informationen verarbeiten, wenn man sich statt mit dem Auto zu Fuß fortbewegt. Was passiert nun, wenn man die gewohnte Geschwindigkeit nochmals radikal reduziert?

Für Sand am Meer lief der Künstler mit einem Surfbrett unterm Arm quer durch die Sahara. Die durchaus romantischen Bilder stehen im Kontrast zur Absurdität der Situation: Denn an einem Ort ohne Wasser, wird ein Surfoutfit seine Funktion nicht erfüllen können.

Für „Wie ich meinem Vogel die Welt erkläre“ nahm Beerstecher einen Vogel in dessen Käfig mit auf Reisen und ging mit ihm von São Paulo bis ans Meer. Die Verbindung aus einsperrendem Käfig, der menschlichen Zivilisation und dem Akt, per Fuß den flugfähigen Vogel zu transportieren, machen die Aktion zu einem symbolträchtigen Statement über unseren Umgang mit der Natur.

Über den Künstler:
Zwischen 2003 – 2010 studierte Beerstecher an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er erhielt für seine künstlerische Arbeit zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen und stellte seine Werke international in renommierten Institutionen aus, dazu gehören unter anderem Einzelausstellungen in São Paulo, Göppingen, Rio de Janeiro, Karlsruhe, Stuttgart und Berlin sowie die Teilnahmen an Gruppenausstellungen im Istanbul Modern, Istanbul; die B3 Biennale of the Moving Image, Frankfurt und die Montevideo Biennale 500 Years of Future.

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