4. Juni – 1. August 2021

Dieter Krieg

sei still!

Abbildung: Dieter Krieg: sei still!, Ausschnitt aus einer dreiteiligen Arbeit, 2002, Acryl auf Leinwand, © Stiftung Dieter Krieg / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Dieter Krieg gehörte zu den radikalsten Malern seiner Generation. Er mag nicht die breite Publikumswirksamkeit erreicht haben wie manch anderer, weil er sich nicht um die Gesetze und Moden des Kunstmarktes scherte. Doch genießt das Werk auch fünfzehn Jahre nach dem Tod seines Schöpfers höchstes Ansehen, vielleicht sogar – erstaunlicherweise gerade unter Künstlerkollegen – Verehrung. Das könnte unter anderem daran liegen, dass Krieg 25 Jahre lang mit großem Erfolg an der Kunstakademie Düsseldorf gelehrt hat und diese Profession so ernst nahm wie seine eigene künstlerische Arbeit.

Diese war geprägt durch Eigenständigkeit, Eigensinn und nahm immer wieder überraschende Wendungen. Während Dieter Krieg in den 1960er Jahren zusammen mit Horst Antes und Walter Stöhrer die „Neue Figuration“ der alles beherrschenden Abstraktion entgegensetzte, zog er sich wenig später in eine strenge und reduzierte Bilderwelt zurück, um 1978 zur Gestaltung des deutschen Pavillons bei der Biennale Venedig mit revolutionär neuen Arbeiten aufzuwarten – gegen alle Erwartungen des Kurators Klaus Gallwitz und zum Erstaunen des Publikums. Von diesem Zeitpunkt an bestimmten Gegenstände seine Malerei: Eimer, Stöcke, Kreuze, Blumentöpfe, Vorhänge, Gläser, Spiegeleier. Salatköpfe, aber auch Hundeköpfe. Buchstaben und (oft verstümmelte) Schriftzüge. Die Formate wuchsen, die Acrylfarbe wurde manchmal eimerweise auf die Leinwand geklatscht, roh und brutal – eine Attitüde, die man in dem schmalen, zurückhaltenden, asketisch wirkenden Künstler niemals vermutet hätte.

Tatsächlich hat Dieter Krieg nicht aus dem Impetus selbstgewisser Kraftmeierei heraus gemalt. Seine Bilder erhalten ihre überwältigende Präsenz dadurch, dass man in jedem einzelnen das fast schon verzweifelte Unterfangen spürt, die Realität zu packen – und den handfesten Zweifel daran, dass das je gelingen könnte.

Kuratiert von Jürgen Knubben

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