Exhibitions
Fotografie
Jean Dubuffet
Graphiken und illustrierte Bücher
Werk 10
Bildhauersymposion Heidenheim
Das Theaterstück
Bauch aus Eisen
PapierKunst
Papier als künstlerisches Medium
Otto Dix
Sex Krieg Tod
Haubitz + Zoche
Alice und Aladdin
oder die Logik der Attraktion
Exhibitions 2010
Andreas Feininger
Fotografie
Andreas Feininger (1906 – 1999) gehört zu den bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde er vor allem mit seinen Bildern für das amerikanische Life-Magazine, aber auch als Autor zahlreicher Bildbände und mehrer Lehrbücher über Fotografie, die bis heute zur Standardliteratur von Berufsfotografen zählen. Mit über 240 Bildern gibt die Ausstellung einen repräsentativen Überblick über das Werk eines Fotografen, der in seinen Bildern sowohl das urbane Leben als auch die – von Menschenhand unberührte Natur – fest hielt.
Jean Dubuffet
Graphiken und illustrierte Bücher
Jean Dubuffet (1901 – 1985) ist einer der wichtigsten Impulsgeber in der Kunst nach 1945. Sein Interesse an Graffities und Schmierereien auf Hauswänden und seine Faszination für die „Bildnerei der Geisteskranken“ führte ihn zur Beschäftigung mit der Art Brut (frz. = rohe Kunst), die von künstlerisch ungebildeten Menschen gemacht wird. Dubuffet schätzte an ihr den kruden Ausdruck und eine Form unmittelbarer Kreativität, die er in der professionellen „Hochkunst“ vergeblich suchte.
Dieses revolutionäre und kreative Potential der Art Brut machte er sich zu Nutze, um selbst Werke zu schaffen, die radikal mit allen überkommenen Vorstellungen von Schönheit und gekonnt gemachter Malerei brachen. Der avantgardistischen Hochkunst eröffnete er so nach 1945 völlig neue Ausdrucksmöglichkeiten und beeinflusste damit zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, darunter auch Künstlergruppen wie CoBrA in Copenhagen, Brüssel und Amsterdam oder die Gruppe SPUR in München. Besonders intensiv beschäftigte er sich mit dem Künstlerbuch, das in Frankreich über eine lange Tradition verfügt und bis heute hohes Ansehen genießt. Mit 39 Büchern in vier Jahrzehnten schuf er durchschnittlich fast jedes Jahr ein neues Künstlerbuch, das häufig in eigener Handschrift geschrieben und mit zahlreichen Illustrationen versehen war. Schon Titel wie La Métromanie, Ler dla canpane (Landluft) oder La fleur de barbe (Bartblume) deuten an, wie Dubuffet mit seinen – inhaltlich wie materiell – häufig rohen und wilden Büchern die ehrwürdige Tradition des französischen Künstlerbuches erschütterte und sie damit zugleich um ein neues und originelles Kapitel bereicherte.
Dubuffets Künstlerbücher, die bisher selten komplett gezeigt wurden, stehen im Zentrum der Ausstellung, die durch Graphiken und Plakate ergänzt wird. Die in ihrem Kern vom Literaturhaus München erarbeitete Ausstellung bietet außerdem einen umfangreichen Audioguide mit Auszügen aus Reden und Schriften des Künstlers, darunter viele Texte, die erstmals ins Deutsche übersetzt wurden.
Werk 10
Bildhauersymposion Heidenheim
Gegenwartskunst und aktuelle Technologie gehen im Bildhauersymposion Heidenheim, das in diesem Jahr zum fünften Mal stattfindet, eine ungewöhnliche Symbiose ein. In Heidenheim, einer kleinen Industriestadt am Rande der Schwäbischen Alb, bieten fünf unterschiedliche Industriebetriebe fünf ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, Kunstprojekte im öffentlichen Raum zu realisieren. Die besondere Herausforderung für die Künstler besteht darin, dass sie mit jenen Materialien und Technologien arbeiten müssen, die in den Betrieben vorhanden sind. So kommt es zu einer produktiven Konfrontation von Gegenwartskunst und aktueller Industrieproduktion, die ungewöhnliche Werke und Projekte hervorbringt. Die Künstlerinnen und Künstler des diesjährigen Bildhauersymposions wurden in einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren ermittelt. Zunächst haben sechs Nominatoren insgesamt 30 Künstlerinnen und Künstler dazu eingeladen, eine Projektidee zu entwickeln. Aus diesen Vorschlägen wählte eine fachkundige Jury, bestehend aus Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, Kunsthalle Bremen; Prof. Thomas Wagner, Frankfurt und Prof. Rolf Bier, Kunstakademie Stuttgart; fünf Projekte aus, die zur Zeit in den Betrieben realisiert und ab dem 16. Juli im öffentlichen Raum präsentiert werden. Die Preisträger und ihre Projekte sind: Götz Arndt, Luxemburg, mit Erl (bei der Hartmann AG); Michael Beutler, Berlin, mit Unendliche Säule (bei der Voith AG); Vanessa Henn, Berlin, mit Drop (bei der C.F. Maier GmbH & Co. KG); Tina O’Connell und Neal White, London, mit Where is Heidenheim? (beim Pressehaus Heidenheim); und Stefan Sous, Düsseldorf, mit Privatsammlung (bei SHW CT GmbH).
PapierKunst
Papier als künstlerisches Medium
Anlässlich der Literaturtage Baden-Württemberg, die unter dem Motto „Papier“ stehen und damit das Papier als Träger von Texten thematisieren, präsentiert das Kunstmuseum Heidenheim eine Ausstellung, die Papier nicht als Träger von Kunstwerken, sondern als Material für Kunstwerke vorstellt. Im Zentrum der Ausstellung steht also nicht Kunst auf Papier, sondern Kunst aus Papier.
Die Entdeckung des Papiers als künstlerisches Medium ist noch relativ jung. Erst in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts rückte der Bildträger Papier ins Zentrum künstlerischer Recherchen. Mit dem Schnitt in eine weiß grundierte Leinwand, d.h. mit der bewussten „Aufhebung“ ihrer traditionellen Funktion, hatte Lucio Fontana 1958 den Bildträger Leinwand erstmals zum primären Ausdrucksmittel gemacht und damit eine höchst folgenreiche Entwicklung ausgelöst. Während sich in der Malerei die Aufwertung der Leinwand auf das Verändern der äußeren Form des Bildes (Frank Stella), das Aufschlitzen der Leinwand (Fontana) oder das Aufpolstern der ursprünglich ebenen Fläche (Gotthard Graubner) beschränkte, vollzog sich derselbe Prozess im Medium des Papiers jedoch ungleich differenzierter.
Denn im Gegensatz zur auf Keilrahmen gespannten Leinwand bietet das Papier als Material wesentlich reichere Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten. Papier, Papiermasse oder Karton können zerrissen, zerknüllt, zerschnitten, zerfetzt, geschlitzt, geschabt, abgeschliffen, zerkratzt, durchlöchert, verbrannt, geklebt, geflochten, gefaltet, gestanzt, geprägt, geschichtet, gestapelt, gerollt usw. werden.
Diese vielfältigen Möglichkeiten der Gestaltung mit Papier demonstriert die Ausstellung PapierKunst anhand herausragender Werke, die direkt die spezifischen Intentionen und Strategien einzelner Künstler oder ganzer Kunstrichtungen reflektieren. Damit gibt sie nicht nur einen Einblick in die unterschiedlichen Möglichkeiten der Gestaltung mit Papier, sondern zugleich auch einen Überblick über die bedeutendsten Entwicklungen in der Kunst seit 1960 wie Zero, Colourfield Painting, Konstruktivismus und konkrete Kunst, Nouveau Réalisme, Minimal Art, konkrete Poesie, Objektkunst u.v.a.m.
Die Ausstellung mit über 100 Bildern, Reliefs, Collagen, Décollagen und Plastiken basiert auf der Papierkunst-Sammlung der Städtischen Galerie Villa Zanders Bergisch Gladbach, die sich als einzige öffentliche Sammlung dem Papier als künstlerischem Medium widmet. Ergänzt wird sie durch Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus Land und Region.
Otto Dix
Sex Krieg Tod
Kein Künstler des 20. Jahrhunderts hat sich radikaler mit den Grundkonstanten des menschlichen Lebens auseinander gesetzt als Otto Dix: mit Sex und Tod als Anfang und Ende des Lebens und mit dem Krieg als hässlichster Form menschlicher Interaktion.
1891 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Gera geboren, ermöglicht ihm ein Stipendium den Besuch der Kunstgewerbeschule in Dresden (1910 – 1914). Beeinflusst von Friedrich Nietzsches Lebensphilosophie meldet er sich 1914 freiwillig zum Militärdienst, weil er „alles unmittelbar erleben will“. Wie durch ein Wunder überlebt er diesen Krieg als Frontsoldat und sieht sich durch seine Erfahrungen in seiner vitalistischen Weltanschauung bestärkt, dass das menschliche Leben weniger durch sentimentale Gefühle und moralische Werte als vielmehr durch biologische Determinanten wie sexuelles Begehren, Geburt, Gewalt, Altern und Tod bestimmt ist.
Um 1920 entwickelt er den dazu passenden Darstellungsstil: Es ist ein detailgenauer Realismus, der die körperlichen Eigenarten und Defizite seiner Modelle nicht verdeckt, sondern schonungslos offen legt. In hart konturierten und präzisen Bildern macht er so die Folgen von Krieg und Hunger an den Körpern und Gesichtern seiner Modelle sichtbar und illustriert zugleich seine Sicht der Welt als gleichermaßen vitalen wie zerstörerischen Kreislauf von Zeugen, Gebären und Sterben. Sein neuartiger Realismus, für den die Zeitgenossen den Begriff „Verismus“ prägen, macht Di x – zusammen mit Max Beckmann und George Grosz – nicht nur zum Hauptvertreter der realistischen Kunst der Zwischenkriegszeit in Deutschland, sondern auch zu einem der bedeutendsten Realisten in der Geschichte der Kunst überhaupt.
Anhand von 150 Zeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken gibt die Ausstellung Otto Dix Sex Krieg Tod einen repräsentativen Überblick über das graphische Schaffen des Künstlers. Sämtliche Leihgaben stammen aus der Sammlung der Städtischen Galerie Albstadt, die – neben Stuttgart und Chemnitz – über den weltweit umfangreichsten Bestand an Dix-Graphik verfügt. Das Kunstmuseum Heidenheim zeigt diese Ausstellung im Tausch mit seiner Picasso Plakate- und Druckgraphiksammlung, die vom 10. Oktober 2010 bis 8. Februar 2011 unter dem Titel Pablo Picasso – Zwischen Arena und Arkadien in der Städtischen Galerie Albstadt zu sehen ist.
Haubitz + Zoche
Alice und Aladdin oder die Logik der Attraktion
Synthetische Orte der Urlaubsindustrie sind ein Thema, mit dem sich das Münchner Künstlerduo Haubitz + Zoche in drei Fotoserien beschäftigt. Tropical Island (2004) zeigt die Entstehung einer modernen Wochenenderlebniswelt in Brandenburg, die den ehemaligen Hangar für den Bau des Cargolifters touristisch nutzt. Ski Dubai (2006) bildet die fragile Künstlichkeit eines alpinen Skihangs mit Schweizer Alpenhütte am Persischen Golf ab, wo Skifahren selbst bei über 40 Grad Außentemperatur möglich ist. Und Sinai Hotels (2002 – 2006) dokumentiert die zahlreichen Betonskelette unvollendeter Hotelressorts im Wüstensand am Roten Meer. Das Augenmerk der Künstlerinnen gilt dabei den architektonischen Versatzstücken, die zur Inszenierung künstlicher Erlebniswelten verwendet werden. In den Fotos erscheinen diese Architekturen zwar so synthetisch und austauschbar, wie sie erdacht wurden, zugleich entwickeln sie jedoch ein merkwürdiges Eigenleben jenseits ihres ursprünglichen Bestimmungszwecks.